Musighuus Roland Schmidt


Wir freuen uns, an dieser Stelle unseren langjährigen Partner Roli Schmidt vom Musighuus Roland Schmidt in Wiesendangen vorstellen zu dürfen. Im Interview erfahren wir allerlei Spannendes aus dem Leben eines Klavierbauers.

Roland Schmidt unterstützt unser Jubiläumsjahr mit einem namhaften Beitrag – herzlichen Dank dafür!


Roli, bitte stelle dein Geschäft in einigen Sätzen vor:

Das Musighuus Roland Schmidt habe ich im Oktober 1992 gegründet und von Null an aufgebaut. Da ich bei der Gründung aber schon seit 15 Jahren - im Angestelltenverhältnis - auf diesem Gebiet tätig war, kannte man mich, und das Geschäft lief ziemlich schnell rund (obwohl ich in der ersten Woche nur EINEN Stimmkunden hatte!). Das Musighuus Roland Schmidt ist in erster Linie ein Tastenfachgeschäft: Klaviere, Flügel, Elektro-Pianos, Stage-Pianos und Keyboards. Wir bieten Stimm- und Reparaturservice, Konzertstimmungen, Expertisen, An- und Verkauf, Occasionshandel. Unser Sortiment wird erweitert durch Rhythmus- und Kleininstrumente sowie Zubehör: Djembes, Cajons, Bongos, Blockflöten, Instrumenten- und Notenständer, Stühle/Bänke, Lampen, Stimmgeräte, Drum-Sticks, Drum-Felle, Aktiv-Boxen, etc. 


Wie wird man Klavierbauer? Was motiviert dich, diesen Beruf seit so vielen Jahren auszuüben? 

Mit neun Jahren, also zwei Jahre bevor die JMSW gegründet wurde, hatte ich in der Knabenmusik Winterthur mit dem Klarinettenspiel begonnen. Ich lernte dazu noch die Instrumente Tenor- und Baritonsax. Mit zwölf Jahren fing ich mit dem damaligen Trend-Instrument, der Heimorgel an. Es folgten noch Gitarre (für mich eher ein Fehlentscheid), Schwyzerörgeli und natürlich Klavier. Als es Richtung Berufswahl ging, besuchte ich einen Berufsberater mit der Absicht, das Konservatorium zu besuchen. Dieser etwas «hemdsärmelige» Berufsberater fand, dass ich später schon noch Musik studieren könne, aber zuerst solle ich doch einen «richtigen Beruf» erlernen…! Da ich gerne Musik hatte und machte, aber auch gerne an meinem Töffli und allem andernen herum schraubte, kam ich auf die Idee Klavierbauer zu werden. So wie es scheint, war dies absolut richtig. Mit meiner Ausbildung habe ich im Frühling 1977 begonnen. Nun, 43 Jahre später, darf ich schon behaupten, dass ich die Klavierszene in- und auswendig kenne. Die Motivation in all diesen Jahren ist die Freude am Instrument, die Bestätigung in vielen Haushalten das Instrument wieder auf «Vordermann» gebracht, oder in Konzertsälen für zig Musiker gestimmt zu haben, und dies zu Aller Zufriedenheit.  


Bildest du auch Lernende aus? 

Nein, nicht mehr. Als ich noch angestellt war, habe ich über die Jahre 12 Lernende mit ausgebildet. Als ich selbstständig wurde ging dies nicht mehr, denn als Klavierbauer und -stimmer ist man die meiste Zeit auf Kundenservice. Da mir der Umgang mit Lernenden und deren Ausbildung aber fehlte, stellte ich mich als Vorstandsmitglied des Verbandes Schweizer Klavierbauer und –stimmer «SVKS» zur Verfügung. 1997 wurde ich gewählt und konnte das Lehrlingswesen übernehmen. Ich darf mit Stolz sagen, dass ich für die Ausbildung und den «neuen Berufsstand» der Schweizer Klavierbauer*innen sehr viel aufgebaut habe.


Worauf sollte man achten, wenn man ein Klavier kauft?
 

Das ist eine sehr schwierige Frage, denn es gibt so viele Faktoren. Kauft man das Klavier für einen Anfänger oder für jemanden der schon länger spielt? Braucht man ein Klavier mit Stummschaltung aufgrund „unmusikalischer“ Nachbarn? Wie gross ist der Raum, wo das Klavier steht? Wie ist die Beschaffenheit des Raumes? Ich würde sehr empfehlen, sich von einem gelernten Klavierbauer beraten zu lassen. Da ist das Wissen vorhanden, und vor allem kann diese Person das Instrument später auch stimmen und reparieren.  


Wann kauft man ein Klavier, wann macht ein Elektro-Piano Sinn? 

Für das herkömmliche Klavierspiel gibt es eigentlich kein Ersatzinstrument. Beim Klavier wird der gute Ton vom Klavierbauer geformt (intoniert): die eine Person mag den Klang warm, eine andere wiederum hart - da gibt es hunderte Klangvorstellungen. Dann wird der Ton vom Gehäuse aufgenommen und sozusagen verstärkt. Oder die Spielart mit den gewichteten Tasten und der Anschlagdynamik, wo eine Mechanik mit x Teilen den Hammer in Bewegung setzt, bis er die Saite anschlägt, welche verschieden dick sind und unterschiedliche Längen aufweisen. Heute wird ja viel von Nachhaltigkeit gesprochen, die Klavierindustrie lebt dies schon seit fast 200 Jahren vor. Unsere Instrumente haben eine Lebensdauer von 50 bis 70 Jahren. Es sind Generationeninstrumente. Man kann sie reparieren und muss sie nicht nach 10 Jahren ersetzen oder entsorgen!  Die heutigen Elektro-Pianos sind mittlerweile akzeptable Kompromisse. Sie werden vielfach auch als Einsteigerinstrument gekauft oder gemietet. Mit den verschiedenen Klängen kann man sicher tolle Songs sämtlicher Stilrichtungen spielen, und sie sind meistens auch etwas günstiger als ein akustisches Klavier. Viele Elektro-Piano-Spieler merken aber früher oder später selber, dass sich ein „richtiges“ Klavier eben doch besser anfühlt und interessanter klingt. In meinem Geschäft werden in den letzten Jahren wieder mehr akustische Klaviere gekauft oder gemietet. Man bekommt das Gefühl, die Menschen haben so viel Elektronik um sich herum, dass es irgendwie reicht! Sicher ist: besser ein Elektro-Piano als kein Klavier! 


Bist du als Musiker aktiv? Welche Stilrichtung spielst du am liebsten? 

Leider muss ich dies mit «ich war aktiv» beantworten. Nebst den schon erwähnten Knabenmusikzeiten in Jugendjahren war ich von 1975 bis 1991 auch ein Guggenmusiker und war Musikleiter der dazumal grandiosen Wyland-Gugge Andölfia, welche in den 80er Jahren sogar Schweizer Meister wurde! Im Weiteren machte ich eine Zeit lang Tanzmusik mit Klavier, Orgel, und/oder Klarinette.  Irgendwann merkte ich, dass sich meine Ohren in der Freizeit nach Ruhe und Erholung sehnten. Natürlich setze ich mich privat ab und zu ans Klavier, meistens dann, wenn meine Enkelin zu Besuch ist. Betreffend Stilrichtung: Es ist absolut egal welche Stilrichtung oder welches Instrument man spielt, Hauptsache man musiziert!   


Was hat dich dazu bewogen, die JMSW  für ihr Jubiläumsprojekt zu unterstützen? 

Musik und Winterthur gehört für mich – insbesondere als gebürtigem Winterthurer – seit jeher zusammen. Mein jetziger Wohnort Wiesendangen gehört ja auch zur Jugendmusikschule Winterthur und Umgebung. Meine Kinder besuchten die Jugendmusikschule hier im Dorf. Man musste nicht ins Auto sitzen und die Kids irgendwohin fahren – das ist ein riesiger Vorteil!  Vor allem aber: mit euch von der JMSW arbeite ich seit Jahren einfach gerne zusammen. Wir haben es toll und lustig, necken und schätzen uns, kurzum, es passt!  Es ist ganz klar und normal, dass ich mir als Inhaber eines Musikgeschäftes durch mein Geben auch ein Nehmen erhoffe. Wenn dies nicht so wäre, würde vieles nicht funktionieren, und schlussendlich, auch wenn der Spruch schon sehr abgedroschen klingt: wir sitzen im selben Boot!

Lieber Roli, herzlichen Dank für dieses interessante Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit!